der mensch

Wie bereits im Artikel zuvor ausführlich beschrieben, ist der Mensch in der Lage, unterschiedlich zu reden und zu handeln. Auch ist der Mensch häufig dabei zu beobachten, wie er entgegen aller vormals selbst gepredigter Vernunft agiert. Jeder Mensch kommt in seinem Leben mehr oder minder häufig in Situationen, in der er von argen Zweifeln geprägt ist, ob nun sein Gegenüber, er selbst oder gar die gesamte Gesellschaft einem Schaden anheim gefallen ist.

Und ganz genau dies soll Inhalt dieser Betrachtung sein. Diese Betrachtung wird sich selbst widersprechen, ich werde sowohl mir selbst als auch anderen sowohl zustimmen als auch widersprechen. Am Ende wird es keine Lösung geben. Es wird keine Übereinkunft geben. Es wird nicht so sein, dass ich in mehreren Teilen herleite, warum nun ich selbst, mein Gegenüber oder die Gesellschaft an sich einen Schaden hat. Oder alle. Das darf jeder für sich selbst erarbeiten.

Ich will in dieser Reihe von Betrachtungen meinen eigenen Weg, den Menschen zu verstehen oder eben misszuverstehen darlegen. Ich erhebe keinerlei Anspruch darauf, Recht zu haben, allgemeingültig oder alleinseligmachend zu sein. Dennoch erhebe ich sehr wohl Anspruch darauf, meine Ansichten zu vertreten. Und zu verteidigen, wo nötig. Nötig heißt: Wer denkt, darf angreifen, anzweifeln, ergänzen oder widerlegen. Wer nicht selber denkt, sondern sich aus der vorherrschenden Moral oder Religionen heraus seine Weisheiten zieht, den möchte ich bitten, erst selbst und eigenständig zu denken, bevor Einwürfe zu meinen Gedanken gemacht werden.

Dies muss als Einleitung genügen. Ich werde sowohl streitbare Gedanken äußern als auch provozierende Fragen stellen. Trotzdem werde ich versuchen, diese ausreichend zu erklären und zu begründen. Ich will nachvollziehbar bleiben. Vieles, was ich schreibe, ist bekannte Tatsache. Dennoch will ich es nicht vorenthalten. Denn ich durfte oftmals erleben, dass das was jeder weiß, kaum jemand weiß. Allgemeinbildung ist eine sehr subjektive Sache…

Den Start der Gedanken soll nicht der Gedanke an sich machen. Die Komplexität des menschlichen Gehirns zu beleuchten und zu erklären, warum wir denken, übersteigt meine Kapazitäten bei weitem. Mir geht es im ersten Teil nicht um das zentrale Steuerelement an sich, sondern um Verhalten. Und selbstverständlich immer um Kommunikation, denn unsere Welt und Gesellschaft besteht fast ausschließlich aus Kommunikation. Doch dazu später.

Jeder Mensch hat eine eigene Urteilsfähigkeit, auch wenn diese nicht immer nachvollziehbar scheint. Wenn ich mir aber anschaue, wo die Fähigkeit zu urteilen herkommt, kann ich mehr Handlungen und Aussagen, wie sie mir tagtäglich begegnen nachvollziehen. Wertungsfrei nachvollziehen.

Die Urteilsfähigkeit besteht zum Teil aus angeborenen Schaltungen, wurde zum Teil anerzogen und zum letzten Teil selbst aus dem sozialen Umfeld erlernt. Wir machen Erfahrungen, bewerten Situationen und schließen aus der Vergangenheit auf zukünftige Erlebnisse. Jeder tut dies. Aus dieser Systematik können wir nur sehr schwer entfliehen, denn die Evolution gab uns dies an die Hand. Es nennt sich im Volksglauben auch Vorurteil.

Vorurteile sind gut und wichtig, denn sie sicherten und sichern unser Überleben. Es gab und gibt nicht immer die Möglichkeit, einem Schatten, der sich uns aus einer dunklen Ecke nähert in philosophischem Gleichmut zu begegnen. Dies kann das Portemonnaie kosten. Oder auch mal die Gesundheit.

Nicht immer kann eine Situation betrachtet, aufgenommen und abgewägt werden. Manchmal muss binnen kurzer Zeit reagiert werden. Dies geschieht über unsere eingebauten Programme. Erfahrungen. Die Situation wird mit vorher erlebten Geschehnissen verglichen und welches am Besten passt, wird als Vorbild für die Bewältigung der aktuellen Situation gewählt.

Dies geschieht ganz automatisch und vielfach unterbewusst. Dennoch kann jeder kurz inne halten und die Situation neu bewerten. Man, ich generalisiere absichtlich, da wirklich jeder hierzu in der Lage ist, kann eine Situation auch vernünftig und nicht instinktiv meistern. Früher wusste der Mensch ganz genau, dass die Entscheidungen, an die er sich erinnern konnte, die richtigen waren. Denn falsche Entscheidungen traf er nur einmal und konnte im Anschluss daran nicht mehr davon berichten. Also traf der Mensch in bekannten Situationen bekannte Entscheidungen.

Heute gilt dies nicht mehr, denn wir überleben die meisten unser Entscheidungen. Daher haben wir die Wahl. Aber auch die Pflicht, Situationen zu beleuchten und zu verstehen. Dies kann durchaus schwierig sein. Aber dennoch ist es notwendig. Der Mensch kann sich teilweise nach wie vor auf seine Instinkte verlassen. Doch sind die Situationen, in die er kommt von seinesgleichen geschaffen. Und damit sind die Dinge meist anders als sie scheinen.

Dies beleuchtet der erste Artikel.

Als unbedingten Beweis des ersten Artikels kann durchaus die heutige Berufswelt dienen. Dank ausführlicher Literatur und leicht zugänglicher Erfahrungsberichte aus vielen heutigen Branchen lässt sich guten Gewissens von einer Allgemeingültigkeit sprechen. Die heutige Berufswelt ist im Vergleich zu der früheren Welt nicht besser geworden. Selbstverständlich gibt es mehr Urlaub, Arbeitszeitgesetze, Gewerkschaften, Arbeitsgerichte und was nicht sonst noch alles. Aber wirklich besser geworden ist gar nichts.

Sogar schlimmer. Vormals war dem Menschen bewusst, dass Arbeit keinen Spaß machen muss, deshalb gibt es ja verschiedene Begriffe für Spaß und Arbeit. Es gibt immer Berufe und Ausübende, bei denen dies dennoch so ist. Wer einen Beruf erwählt hat, der ihm Spaß macht, herzlichen Glückwunsch! Aber dies ist nicht die Regel, dies ist die Ausnahme!

Die Regel ist leider, dass das Arbeitsleben über Zahlen regiert wird. Da aber heutzutage die Menschheit aufgeklärt ist und die Sklaverei abgeschafft wurde, gibt es die Mär der Wertschätzung. Geschätzt wird nicht die Person. Geschätzt wird die Arbeitsleistung. Aber dies darf nicht offen kommuniziert werden. Die heutige Welt lebt von Zahlen, jeder Mensch ist genau so viel Wert, wie viel Ertrag er einbringt. Allerdings sind wir aufgeklärt und entwickelt, daher darf der Wert des Menschen nicht an Geld festgemacht werden. Ansonsten würde die Kritik des Sozialismus am Kapitalismus ja stimmen.

Nun. Seien wir alle mal ehrlich. Sie stimmt. Dass ich dies anerkenne macht mich übrigens nicht zu einem Sozialisten, es macht mich zu einem Realisten. Die Welt besteht nur aus Wert und Gegenwert. Ich bin nur wert, was ich an Kaufkraft aufzubringen habe. Oder an Gegenwert geben kann. Sei es meine Arbeitsleistung, sei es Unterhaltung oder Kurzweil. Was auch immer, die Welt ist ein Geben und ein Nehmen.

Aber durch die heutigen aufgeklärten Ideen der Selbstverwirklichung und Kreativität darf nicht mehr offen darüber gesprochen werden. Auch wenn es stimmt und eigentlich alle es wissen, muss es geleugnet werden. Wir sind doch keine Ausbeuter! Auf gar keinen Fall!

Doch. Sind wir.

Ehrlichkeit Nummer zwei: Ich bin auch so einer. Ja. Ich beurteile Menschen nach ihrem Nutzen für mich. Ich bin nicht selbstlos und spreche Menschen unvoreingenommen Wert zu. Ich bewerte egoistisch. Denn nur das kann ich auch! Ich bin nicht in der Lage dazu, einen Menschen im Großen und Ganzen einzuordnen. Dafür müsste es erstens so etwas geben und zweitens müsste ich es kennen.

Aber woher soll ich wissen, ob der Mensch, den ich für wertvoll halte, im Keller Kinder missbraucht? Oder ob der Mensch, den ich für die Geißel der Menschheit halte, eine Stütze seiner Familie und Umwelt ist? Ich habe nicht die Kapazität, mich über Subjektivität zu erheben.

Ich gebe dies offen zu. Ich bestehe aus großen Unzulänglichkeiten und stehe dazu. Alles andere wäre Augenwischerei. Ich erwarte und fordere diese Ehrlichkeit aber auch von meiner Umwelt. Die Wahrheit tut vielfach weh, aber sie ist wichtig! Besonders in der Arbeitswelt. Ich lebe in einer kapitalistischen Gesellschaft. Ich habe einen Vertrag mit dieser Gesellschaft aufgezwungen bekommen:

Mein Leben gehört meiner Wirtschaft. Ich muss arbeiten und konsumieren um zu leben. Ohne Geld keine Existenz. Dies sind die Regeln nach denen wir alle spielen müssen. Es gibt kein Entrinnen.

Dies ist die Wahrheit und unumstößlich. Leider wird diese Wahrheit oftmals verschleiert. Es ginge um Selbstverwirklichung, Individualität, Kreativität, den Menschen. Besonders in der Arbeitswelt.

Allerdings wird nirgends so offensichtlich sich selbst widersprochen, wie hier. Die Arbeitswelt heutzutage ist einer der wichtigsten Auslöser psychischer Erkrankungen. Warum? Wegen der vorherrschenden Widersprüche und Unehrlichkeit.

Hier ein paar Beispiele, wie der Arbeitgeber oder Vorgesetzte es schaffen kann, kommunikativ dem Mitarbeiter das Leben zur Hölle zu machen:

Viel Arbeit verteilen, die definitiv nicht in acht Stunden machbar ist. Dann dem Mitarbeiter mit Sanktionen drohen, warum die acht Stunden überschritten wurden. Sollte der Mitarbeiter nur noch acht Stunden arbeiten und es bleibt folgerichtig Arbeit liegen, so werden entsprechende Sanktionen angedroht, weil die Arbeit nicht erledigt wurde.

Dem Mitarbeiter werden Strukturen und Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt, welche extrem viel Zeit kosten. Dies wird dem Mitarbeiter auch gesagt. Trotz dieser Offenheit wird hernach angeprangert, warum der Mitarbeiter so viel Zeit für seine Arbeit benötigt.

Heute wird dem Mitarbeiter eine Aufgabe übertragen, die mehr Zeit als das Tagessoll benötigt, aber unbedingt erledigt werden muss. Für die Erledigung erntet der Mitarbeiter viel Lob und sein Einsatz wird positiv dargestellt. Schulterklopfen. Kurz darauf allerdings wird die Mehrarbeit angeprangert und es wird mit Sanktionen gedroht, sollte die Arbeitszeit noch einmal überschritten werden. Nackenschläge.

Dies alles hat eines gemeinsam. Die selbe Sache wird unterschiedlich bewertet. Zumeist sogar im selben Atemzug. Dem Mitarbeiter wird aber keine Anleitung an die Hand gegeben, wie er zu entscheiden hat, dass das Unternehmen zufrieden ist. Er hat dies selbst zu entscheiden. Damit hält sich das Unternehmen dauerhaft offen, Lob oder Tadel oder im schlimmsten Falle sogar beides auszusprechen. Der Mitarbeiter wird in stetem Zweifel ob der Richtigkeit seines Handelns gelassen.

Als würde ich einem Kind einen vollen Teller vor die Nase stellen und ihn dazu auffordern, bloß alles aufzuessen und hinterher das Kind rügen, warum es denn so viel esse. Das Kind darf nun entscheiden, entweder die rechte Menge zu essen, aber der Aufforderung der Eltern nicht nachzukommen (schön aufessen, mein Kind) oder der Aufforderung der Eltern nachzukommen aber damit den aufgestellten Grundsätzen nicht zu gehorchen (iss nicht so viel). Beides ist richtig und beides ist falsch.

Dies will ich nur zur Bestätigung des ersten Artikels angebracht haben, auch wenn es hierzu viele Studien und Veröffentlichungen gibt. Das große Problem der heutigen Kommunikation ist die fehlende Konsistenz. Ich möchte hier sogar noch deutlicher sagen, es mangelt an Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Besonders in der Arbeitswelt.

Und dies macht die Betrachtung des Menschen so schwer. Niemand kann mit Sicherheit die Motive eines Menschen benennen. Und meiner eigenen Betrachtung nach, gibt es DEN Menschen überhaupt nicht.

Der Mensch hat sich wie alles auf dieser Welt entwickelt. Dabei ist es dem Menschen gelungen, zu schaffen. Schaffen im Sinne von kreieren, erschaffen, bilden. Der Mensch hat nicht nur Meisterwerke erschaffen, er hat auch den Begriff Meisterwerk erschaffen. Wir haben unseren eigenen Kosmos erschaffen. Alles, was wir beobachten haben wir quasi selbst erschaffen, da wir die Begrifflichkeiten der Benennung und Erklärung selbst geschaffen haben.

Wir haben die Welt um uns herum nach unserem Bild geformt. Flussläufe geändert, Berge abgetragen oder aufgeschüttet. Gedankengebäude größter Herrlichkeit ebenso wie Musik, die den Geist auf ihren Schwingen in paradiesische Sphären geleitet.

Aber der Mensch hat eben auch RTL 2 aus der Wiege gehoben. Der Mensch ist das Wesen auf diesem Planeten, der die weiteste Entfernung zwischen sich selbst gebracht hat. Wir haben die Vernunft erfunden und die Mathematik entdeckt. Das Gefängnis der Moral entwickelt, Ideologien aufgebaut und eingerissen. Es gibt unendliches Wissen zu entdecken. Es gibt mannigfaltige Anleitungen zum Denken und zum Lernen.

Und es gibt unendlich viele Objekte, welche dies augenscheinlich ablehnen.

Die Frage, welche sich mir grundsätzlich als erstes stellt, wenn ich an den Menschen denke, ist: Warum gibt es so viele so eingeschränkte Menschen?

Die Gesellschaft, so es die eine Gesellschaft überhaupt gibt, ist durchtränkt von falschen Idealen und Vorstellungen. Die Gesellschaft hat sich weit von der Natur entfernt. Der Mensch hat sich zu größten Teilen sehr weit von der Vernunft entfernt.

Diese Artikelreihe soll meine Gedanken zu diesem Thema enthalten. Es sind meine Gedanken. Meine ganz eigenen Gedanken, welche ich durch die Inspiration und Eingabe vieler verschiedener Eindrücke anderer Denkender geformt habe. Denn obwohl ich diese Gedanken mein eigen nenne, so bin ich doch beeinflusst von den Gedanken anderer, wie zum Beispiel Nietzsche, Dostojewski, Kafka, Pratchett, Adams. Und ganz profan von meinen Eltern, meinen alltäglichen Begegnungen, von Fernsehsendungen, Filmen und allem um mich herum.

Keiner meiner Gedanken ist wirklich mein Gedanke. Alle diese Gedanken basieren auf meinen Begegnungen mit anderen Menschen, mit der Natur, mit Worten und mit Taten. Ich bin ein Gefäß, getöpfert aus meinen Vorfahren gefüllt mit den Lehren und Taten meiner Umgebung. Sowohl selbst gewählt (Autoren, die ich lese) als auch nur teilweise selbst gewählt (RTL 2, Umwelt, Nachrichten).

Dennoch erhebe ich Anspruch auf diese Kombination. Alle meine fremden Einflüsse kombiniere ich nach den Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich will offen sein und geradeaus aussagen, was ich denke. Mein Ziel ist dabei, Euch zu überzeugen, selber zu denken. Ich will, dass Ihr meine Gedanken anerkennt, mir beipflichtet. Am Ende könnt Ihr mich nachvollziehen und selber denken.

Ich rufe Euch zu: Folgt niemandem! Denkt selbst! Denn nur wenn Ihr selber denkt, folgt Ihr niemandem außer Euch selbst!

Doch: wenn Ihr selber denkt, folgt Ihr mir dann nicht auch? Denkt darüber nach.